Schreiben zu, mit und über Fotografien

Ganz besonders für das biographische Schreiben eignen sich Fotographien aus der Kindheit, der Eltern, der Geschwister und Verwandtschaft.Auch und vor allem dann, wenn Sie sich an das Schreiben ihrer eigenen Biographie heran tasten wollen. Fotographien sind Momentaufnahmen, d.h. eine Aufnahme aus den vielen Momenten unseres Lebens. Ohne diese Fotographie würde es uns sicher schwerer fallen, uns ganz genau an diesen einen Moment in unserer biographischen Geschichte zu erinnern. Wenn wir uns unser Leben als einen Film vorstellen würden, dann wäre eine Fotographie nur ein Foto aus diesem ganzen Lebensfilm, doch ohne diesem einen Bild, würde dem Film etwas fehlen. Dieses eine Bild vervollständigt das Bild von unserem Leben. So betrachtet ist jedes Foto ein Zeugnis aus unserem Leben, ein Zeugnis dafür, dass wir existent sind und das es uns gibt in dieser Welt.

Wie heißt die Methode?

Schreiben zu, mit und über Fotos ist eine bekannte und beliebte Form im kreativen Scheiben. Durch ein Foto können sehr viele Assoziationen geweckt und in Gang gesetzt werden. Ein einziges Geburtstags Foto könnte einen ganzen Roman ausfüllen, je nachdem was, wann, wo, warum, wer usw. darin eine Rolle spielen. Ein Foto ist ein Abbild eines Momentes, dessen Kontext wir in uns weiter tragen. Der Kontext zu dem einen Bild ist es dann auch, was durch das Bild selbst wieder in uns lebendig werden kann sofern es auch erwünscht ist.

Wie funktioniert die Methode?

Suchen Sie sich bitte aus ihrem Fotoalbum ein Foto aus. Vielleicht ein Kinderfoto von sich selbst oder Sie suchen ein anderes Foto, was für Sie eine besondere Bedeutung hat. Legen Sie es vor sich hin und schauen Sie sich das Foto an, ganz genau. Die Personen, die Landschaft, den Hintergrund.

  • Ist es hell oder düster?
  • Zeigt es Trauer, ein Lächeln oder einen glücklichen Moment?
  • Was war los an diesem Tag?
  • Was ging diesem einen Bild bereits voraus?
  • Haben Sie es freiwillig gemacht oder sollten Sie unbedingt mit auf das Foto?
  • Mögen Sie die anderen auf dem Bild?
  • Was genau sehen Sie, wenn sie sich das Bild ansehen?
  • Welche Erinnerung kommt als erstes in Ihnen hoch?

Wie hilft es dem Schreibprozess?

Fotos begleiten uns ein lebenslang. In neuester Zeit leider inflationär durch unsere neue Technik. Fotos sind ein Artefakt, ein Zeugnis für unser hier sein. Zum Beispiel: Ein Foto aus meiner Kindheit, kann meine Verfassung an diesem Tag wieder geben, an das ich mich nicht mehr konkret erinnern kann oder die Umgebung in der ich gelebt habe usw. Fotos helfen ganz besonders dabei Assoziationen in uns in Gang zu bringen. Wir assozieren, wenn wir erinnern. Eine Schleife im Haar auf einem Foto, haben wir wohl möglich bis heute aufgehoben und hatten einen besonderen Grund dafür. Oder es war das letzte Foto mit dem geliebten Großvater und deshalb emotional sehr aufgeladen. Fotos können uns dabei helfen den Kontext eines bestimmten Lebenszeitraumes wieder und gut zu erinnern. Und erst durch die Erinnerung wird es uns möglich über Gewesenes zu Schreiben, aufzuschreiben was wir erlebten vor vielen Jahren.

Worauf ist besonders zu achten?

Bitte, achten Sie grundsätzlich auf sich beim Schreiben. Es ist ratsam und sinnvoll sich immer vorher einen Zeitrahmen zu setzen. Dies ist gedacht als eine Art Selbstschutz. Es gibt Themen, die uns sehr Nahe gehen und in denen wir uns schnell verloren fühlen können, die an die Substanz gehen können. Ein zeitlicher Rahmen kann Gefühlen der Verlorenheit entgegen wirken. Wenn Sie sich beispielsweise sagen, zu diesem Thema will ich nicht länger als eine halbe Stunde Schreiben, so gehen sie mit sich selbst eine Vereinbarung zu ihrem eigenen Schutz ein, und handeln selbstverantwortlich.

Schreibübung

Wenn Sie sich das Foto lange genug angeschaut haben und viele Erinnerung aufrufen konnten, dann nehmen Sie sich bitte Ihr Blatt Papier und schreiben einfach drauf los. Sie können es ordnen oder ungeordnet vorgehen wie im Free Writing. Machen Sie es so, wonach Ihnen gerade ist. Manche Menschen müssen ihre Gedanken sortieren für andere ist es eher hinderlich. Das hängt damit zusammen, welche Schreibstragien Sie nutzen.

Das I-Tüpfelchen

Hier kann das Besondere darin liegen, dass sie gemeinsam mit jemandem zu einem Foto, demselben Foto schreiben und hinter ihre Wahrnehmungen austauschen. Es ist immer wieder sehr interessant wie unterschiedlich ein und die selbe Situation von unterschiedlichen Menschen auch unterschiedliche wahrgenommen werden kann.

Methodische Zuordnung: Assoziative Schreibverfahren

Viel Freude beim Schreiben.

Serpil Maglicoglu